Nicht so das Bilderbuchmädchen

Von Agnes Ofner

„Zara sitzt im Dunkeln und beobachtet den Jungen von gegenüber dabei, wie er weint.“ In der Folge entwickelt sich zwischen ihr und Sam über die Straße hinweg eine ganz besondere Kommunikation: Sie erzählen einander auf Plakaten von Fenster zu Fenster stichwortartig von ihrem Tag. Abends unterhalten sie sich, tagsüber leben sie ihre Leben getrennt voneinander. Sam kämpft um die Freundschaft zu Sophie, Zara durchlebt alle Höhen und Tiefen der ersten Verliebtheit. Während es bei ihr immer besser läuft, fühlt sich für Sam alles immer auswegloser an. In dieser berührenden Geschichte geht es um Geschlechterrollen und -bilder und darum, wie es ist, mitten in der Pubertät zu sein und mehr Fragen als Antworten zu haben. Die Perspektiven von Zara und Sam wechseln einander ab, wobei ihre sehr unterschiedliche Weltsicht glaubwürdig deutlich wird. Agnes Ofner beherrscht sowohl den Tonfall von Sams Ernsthaftigkeit als auch Zaras Leichtigkeit, die mit Sätzen voller Komik und Selbstironie daherkommt. Ein beeindruckendes jugendliterarisches Debüt, mit klug gebauter Handlung, starken Bildern und sprachlicher Finesse. Und einer recht überraschenden Wendung am Schluss.

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